Reflexion 2: Geht euch das auch so? Ihr zeigt eine Vorlage oder ein Werkzeug und die Teilnehmer sind aus dem Häuschen. Sie möchten dieses Werkzeug unbedingt haben und manche fangen dann an zu argumentieren, dass dieses Tool ja quasi im Seminarpreis enthalten sein müsste. Ich habe daraus gelernt: Seminarteilnehmer möchten beschenkt werden.
Das Schenken ist in diesen Zeiten sehr schwierig. Einmal haben wir den geldwerten Vorteil aus steuerlicher Sicht zu bedenken, dann kommen noch die Compliance Richtlinien ins Spiel und zu guter Letzt ist die Spendierfreude mancher Seminaranbieter nicht sehr groß. Früher, wie das klingt, gab es Stifte, Radiergummi, Post-Its oder andere Gimmicks for free. Heute sind einige Seminarveranstalter hier sehr bedeckt. Wenn ich eine Veranstaltung für einen Seminaranbieter gestalte, dann muss ich mich an dessen Vorgaben halten. Werbung ist untersagt, also meine Werbung. Und Werbung wäre ja, wenn ich einen Stift, einen Block oder eine Vorlagensammlung verschenken würde. Die Vorlagensammlung müsste ich ja z. B. auf einem USB Stick überreichen und könnte diesen für Werbung nutzen.
Bleiben wir bei den Vorlagen. Powerpoint Vorlagen oder andere wie von Miro, Conceptboard oder Mural sind in vor Ort Seminaren schwer einsetzbar, einfach, weil dies an den technischen Ausstattungen scheitert. Die meisten Hotels haben Beamer, Metawände und Flipcharts. Wenige haben elektronische Boards, an denen gemeinsam gearbeitet werden kann. Im Vorort Seminar nutze ich, wie die meisten sicherlich auch, die gute alte Metawand. Habe liebevoll Moderationsflächen vorbereitet, Stifte bereit gelegt und dann kann es losgehen. Es wäre schon merkwürdig gemeinsam im gleichen Raum vor dem eigenen PC zu sitzen, um sich im Remoteraum zu treffen, oder?
Nach einem gelungenem Seminar, was nimmt der Teilnehmer mit? Die Schulungsunterlage auf Papier. Schaut wahrscheinlich keiner mehr rein. Ein nachträglich geschicktes Fotoprotokoll. Hoffe, das schaut sich jemand an, denn ich mache mir hier richtig unbezahlte Arbeit. Erinnerungen an eine gute Veranstaltung. Erinnerungen haben eine Halbwertzeit und die ist sehr kurz. Manch einer weiß in drei Wochen nicht mehr den Namen eines Kollegen, wenn er in mein Seminar kommt.
Wenn ich meine Veranstaltungen remote abhalte, dann kann ich den Teilnehmer mit nützlichen Werkzeugen ausstatten. Einen Canvas, eine Vorlage, eine Checkliste. Ich habe diese nicht nur einfach mal rausgerückt, sondern wir haben diese im Seminar angewendet und für gut befunden Wir haben vielleicht sogar gemeinsam diese Vorlage angepasst, so dass sie für meinen Gast wunderbar passt. Ich denke, das ist nachhaltig, oder? Jemand verwendet nach meinem Kurs meine Vorlage und macht indirekt Werbung.
Nachhaltigkeit ist die neue Form der Werbung. Seminare müssen nicht nur guten Inhalt liefern, eine gute Dramaturgie aufweisen, spannend sein und gut strukturiert, sondern auch etwas an die Hand geben, was in der unmittelbaren Zukunft nach dem Seminar, einen Mehrwert stiftet. Meine Form der Nachhaltigkeit ist, mache Deine Gäste arbeitsfähig. Jeder, der meine Remoteveranstaltungen besucht, erhält funktionierende Vorlagen. Jeder, der nicht an meinem Seminaren teilnehmen kann, kann sich bei mir melden, wir trinken dann einen kostenlosen PM Remote Cafe in der PM Remote Snack Bar.
In diesem Sinne, bleiben Sie gesund.
Ihre Michaela Kühn
Pragmatisches und visuelles Projektmanagement und agile Business Analyse in Projekten
Reflexion 1: Gruppenarbeit versus Breakout-Rooms
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